Samstag, 27. Oktober 2012

27.10.2012 - Kruzifix Donatello, Brunelleschi und Michelangelo

Drei Darstellungen von Christus am Kreuz im Baptisterium San Giovanni, Florenz

Das gibt es wirklich nur einmal. Alle drei oben genannten Kruzifixe sollen vom 3.-11.11.2012 im Baptisterium San Giovanni Florenz im Rahmen des Kultur-Projekts FLORENS (http://www.fondazioneflorens.it/florens-2012/progetto-culturale/) ausgestellt werden.

Das Kruzifix von Brunelleschi, eine in Holz geschnitzte Darstellung des gekreuzigten Sohn Gottes befindet sich normalerweise in der Gondi-Kapelle in der Kirche Santa Maria Novella.

Das Kruzifix von Brunelleschi (1410-1415), mehrfarbige Holzplastik mit den Abmessungen 170x170cm. (Foto: SAILKO)
Vasari, selbsternannter Biograph vieler Künstler der Renaissance, überlieferte eine Art Wettbewerb zwischen Donatello und Brunelleschi. Letzterer schuf einen verinnerlichten, im heiligen Geist mit Gott vereinten Christus. Es sollte ein vergeistigter Gegenentwurf zu der sehr realistischen, ja irdischen Darstellung des gleichen Themas von Donatello sein. Brunellleschi's Kruzifix hängt in der Kirche der Dominikaner (Santa Maria Novella) und Donatello's Kruzifix hängt in der Kirche der Franziskaner (Santa Croce). Klarer kann der damalige Kontrast zwischen diesen beiden Orden nicht zum Ausdruck kommen.
Das Kruzifix von Donatello (1406-1408) in der Kirche Santa Croce (Foto: SAILKO)





Aber damit nicht genug. Aus der Kirche Santo Spirito kommend, wird ein weiteres Kruzifix im Baptisterium San Giovanni in Florenz ausgestellt. Und hier kommt ein dritter religiöser Orden ins Spiel, die Augustiner.
Die Augustiner hatten den, nach dem Tode seines Förderers Lorenzo il Magnifico am Hofe der Medici etwas an den Rand gedrängten Michelangelo als Arbeiter aufgenommen. Sie ermöglichten dem 17jährigen Anatomiestudien an im Hospital Verstorbenen. Als Dank für ihre freundliche Aufnahme schuf er das Holz-Kruzifix. Bis in die jüngste Vergangenheit galt dieses Werk als verschollen. 1962 führte ein Augustinerpater die damalige Stipendiatin am Kulturhistorischen Institut von Florenz, Margit Lisner, zu einem stark übermalten Kruzifix. Sie erkannte die Plastik als Werk von Michelangelo aufgrund der sehr speziellen und für Michelangelo typischen Drehung des Oberkörpers.

Das Kruzifix von Michelangelo (um 1492) in der Kirche Santo Spirito (Foto: SAILKO)

Es wird vermutet, das Michelangelo den Körper eines gestorbenen Jungen zum Vorbild nahm.
Betrachtet man die zeitliche Abfolge dieser Darstellungen der Kreuzigungen, beginnend mit Donatello, Brunelleschi und bis hin zu Michelangelo, dann wird ein Trend hin zum Entrückten, web von der Realität sichtbar. 
Wer diese einmalige Gelegenheit der Gegenüberstellung dieser einmaligen religiösen Werke nicht missen möchte, muss nach Florenz. Von Berlin aus gibt es einen Flug mit Air Berlin über Stuttgart oder man fliegt mit Easy Jet nach Pisa und von dort aus nimmt man den Zug nach Florenz. Gute Reise. Und gebt mal Feedback. Ich werde es nicht schaffen, hinzufahren.

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