Sonntag, 9. Dezember 2012

3.12.2012 - Vorwahlen Renzi versus Bersani

Vorwahlen: Renzi versus Bersani

Das muss ich schon noch nachtragen, weil es sicher noch weitere Auswirkungen hat. Renzi hat die Vorwahlen am 3. Dezember verloren. Die einzige Region, in der er über die 50% der abgegebenen Stimmen kommen konnte, war die Toscana. Da machen Renzi-Gegner schon wieder ihre Witze, indem sie behaupten, dass die Toskaner und die Florentiner im Speziellen, Renzi nach Rom loben wollten.

Nun ist es doch offiziell, Berlusconi, der Cayman, taucht aus der Versenkung auf und behauptet, dass man ihn gedrängt habe. Er will die PdL, die Partei, die er dem Engelchen Angelino Alfano übergeben hatte, wieder in die Wahlen führen. Seine gute Tat für das bürgerliche Lager und vielleicht die Rettung vor den Grillen der 5-Sterne-Bewegung. Derweil umarmt Bersani seine politischen Gegner im Parlament. Und es gibt Gerüchte, dass auch D'Alema aus der Versenkung auftaucht und bei einem Wahlsieg der Sozialdemokratie Außenminister wird. Haha.

Renzi leckt sich derweil die Wunden und trifft sich mit einem früheren Wahlkampfmanager von Obama für eine Manöver-Kritik. Er läßt sich gut Ratschläge geben. Dabei waren seine Chancen gering. Der Ritterschlag von Bersani erfolgte in Paris und Berlin, Hollande und Gabriel drückten ihm die Hand. Dem kann Renzi nichts entgegenhalten. Er war in den Augen von vielen ein nicht so einfach auszurechnender Emporkömmling, der nach Rom will. Seine Verschrottung entfachte Begeisterung bei den einen und sorgte für Verstimmung, vor allem bei den Älteren, die Verschrottung mit dem Altern gleichsetzen. Der Dritte im Spiele der Linken, Nichi Vendola, repräsentiert die Vierzig- und Fünfzigjährigen, schon etwas konservativ, aber immer noch mit linken Ideen, die Renzi wahrscheinlich nicht anspricht, weil sie sicherlich keinen Platz in seiner Regierung bekommen hätten. Derweil läßt der Komiker seine Kandidaten im Netz küren. Mehr als 50% der Spitzenkandidaten seiner Bewegung sind Frauen und alle sind jung. Die Rating-Agenturen beobachten das Geschehen, der Spread zu Deutschland wird wieder größer und aus Brüssel kommt der drohende Zeigefinger, dudu, setzt bitte schön die von Monti angeschobenen Reformen um.

Aber dann trifft man einen bekennenden Mitte-Rechts-Wähler, der über tausend Euro im Monat für sein zweites Haus bezahlen muss und weiß noch immer nicht warum. Es liegt vieles im Argen.

Zur Dokumenation: 3.12.2012
 

9.12.2012 - Stazione Santa Maria Novella - Hotels

Stazione SMN - Hotels

Ich erinnere mich noch an die Zeit, da es einen kleinen Raum in der Nähe des Ausgangs gab, wo man sich ein Hotel empfehlen lassen konnte. Heute sieht es sehr geschlossen aus.

Neben Apotheke und Restaurant befand sich früher eine Hotelinformation
Die originale Leuchtschrift hat einen eigenen Font.
Ein paar historische Anmerkungen zu diesem wirklich sehenswerten Bau, der auch den interessieren kann, wer Bahnhöfe normalerweise nicht mag. Er stammt aus den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts, einer Epoche, da Mussolini an der Macht war. 1932 gab es eine nationale Ausschreibung, die eine Architektengruppe aus der Toskana gewinnen konnte. 1935 war der Kopfbahnhof fertig. Ein bauliches Glanzstück, dass außen mit dem typischen toskanischen Sandstein verkleidet wurde. Etwas großspurig, aber irgendwie eine Kathedrale der Moderne. Bewegung, Verkehr, die Eisenbahn, Abfahrt und Ankunft. Institutionalisierung der Bewegung, des "movimento sociale". Die Schalterhalle hat ein Dach aus Stahl und Glas und ist sehr hoch. Man fühlt sich verloren. Mittlerweile entlasten Automaten die Kassen. Dennoch sind die Schlangen oft ziemlich lang. Der Bahnhof verbindet Kunst und Nutzen gut miteinander. Es gibt hier Skulpturen von Italo Griselli und Wandmalereien von Ottone Rosai und Mario Romoli.
Was machen jedoch die Hotelvermittler? Sie stehen am Eingang zur Ankunftshalle, erkennbar an einem Badge.

Hotelvermittler an der Barriere
Wahrscheinlich stehen sie genau an der Grundstücksgrenze zum Bahnhof. Was anderes wird ihnen nicht erlaubt sein. Der Bahnhof wird sich verändern. Wer erleben möchte wie hier täglich über 150.000 Reisende durchkommen und im Jahr über 50.000.000 Passagiere über diesen Bahnhof reisen, der sollte sich beeilen. Er wird sich verändern, aber hoffentlich wird er nicht zu einem dieser beliebigen Einkaufszentren umgestaltet.



Sonntag, 2. Dezember 2012

2.12.2012 - Florenz öffnet sich und Geschäfte schließen

Florenz öffnet sich

Mittlerweile ist ja bekannt, dass der Domplatz und die anliegende Strassen teilweise verkehrsberuhigt sind. Besucher, Touristen, Florentiner können über den Domplatz,  die angrenzenden via dei Cerretani und via Cavour (teilweise) flanieren, ohne befürchten zu müssen, dass Autos, Motorini oder Busse ihnen das Leben schwer machen.

Blick nach Norden in die Via Cavour
Blick zum Domplatz und Via Calzaioli
Das Stadtzentrum ist freier und man fühlt sich ruhiger. Auf den Bildern sieht man nur wenige Touristen. Denn es ist ja November. Eigentlich die beste Zeit, Florenz zu besuchen und in Ruhe zu genießen. Natürlich nur, wenn es nicht regnet. Ein paar Tage später gibt es einen richtigen Wasserguss und alle Einsatzkräfte waren alarmiert. Der Mugnone führte wieder richtiges Hochwasser. Im November ist es schon etwas kühler wie man an der Winterbekleidung der Florentiner sehen kann. Doch 10-15 Grad sind für uns doch noch sehr angenehm. Aber irgendwie scheint es eine Verbindung zwischen Öffnung und Schließung geben. Das Zentrum wird offener, aber so einige Geschäfte, auch traditionsreiche wie die Edison-Buchhandlung an der Piazza Repubblica schließen. Manche verkleinern sich. Hier nur ein paar Beispiele: Mephisto hat einen Laden weniger, Raspini konzentriert sich auf seinen Hauptshop, Torrini, der famose Goldschmied, hat nur noch ein erleuchtetes Schaufenster statt vorher vier. Die Marzocchi-Buchhandlung, ein grandioser Laden, wo man ganze Stunden beim Büchersuchen und -lesen verbringen konnte, ist schon seit einiger Zeit geschlossen. Der Silberschmied Cavurotto in der via Cavour verkauft alles und zieht wahrscheinlich in ein anderes Quartier um.

Schuhladen
Raspini - Modeladen hat nur noch ein Geschäft
Torrini - Goldschmied hat nur noch ein Fenster

Marzocchi - Buchladen ist schon länger zu
Cavurotto - Silberwaren


















Man wird sehen, was anstelle der geschlossenen Geschäfte öffnen wird. Denn es geht um Öffnung, vielleicht auch um Öffnung der etwas "verstaubten" Stadt Florenz zur Welt hin. In die Räume der Edison-Buchhandlung soll auf alle Fälle ein Apple Store einziehen. Daneben, in einem ehemaligen Kino, befindet sich schon seit Juni 2011 das Hard-Rock Café Florenz. Nun übernehmen erfolgreiche amerikanische Unternehmen (angefangen hat es mit Mc Donalds, mittlerweile gibt es vier Geschäft) das Herz von Florenz. Wohl damit amerikanische Touristen ihr Land wieder erkennen, sich sicher fühlen und wieder kommen.